Das brachte TNA zu Fall

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: TNA wird über kurz oder lang einen neuen Besitzer bekommen oder auch einfach nur eingemottet. Ist nicht schön, da das noch vor Jahren die einzige ernstzunehmende Alternative zu WWE war, aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Und wenn TNA dann seine Pforten geschlossen hat, werden wir darüber reden, was dazu führte. Meiner und vieler anderer Leute Meinung nach war diese ganze Entwicklung absehbar. Die Verantwortlichen sind spätestens ab 2009 sehenden Auges in den Untergang gefahren.

Es wurden zwar eine Vielzahl von Fehlern gemacht, aber nur einige wenige waren letztlich ausschlaggebend für den Niedergang von TNA. Ich spreche die mal kurz an.

Dixie Carter

Der Name Dixie Carter wird auf untrennbar mit dem Scheitern TNAs verbunden sein. Wird ihr egal sein, aber der Rest der Wrestlingwelt kann sich auch sicher sein, dass ihr niemand nochmal einen Job mit Verantwortung in diesem Geschäft anbieten wird.
Weil ihr Vater die Anteilsmehrheit an TNA hält, werden für die kleine Dixie Phantasiejobs geschaffen, damit sie auch nur irgendetwas in der Promotion zu tun hat. Obwohl, was heißt zu tun? Sie kann im Prinzip nichts, was dort gebraucht wird und greift nur geschäftsschädigend in die Belange des Unternehmens ein. Typischer Fall von Mommy und Daddy haben der Prinzessin ein Spielzeug geschenkt und die weiß überhaupt nicht damit umzugehen.

Spike TV als Partner verlieren

WCW und ECW sind krachend untergegangen und als sich der Staub gelegt hat, machte sich TNA daran, die Lücken, die die beiden anderen Promotions hinterlassen haben, zu füllen und gegenüber dem Marktführer WWE zu bestehen. In dieser Lage hast Du allerdings nur mit einem ordentlichen TV Deal eine Chance . Alles andere endet nur in Bingo-Hallen und Einkaufscentern. TNA hätte wirklich alles dafür tun müssen, den Vertrag mit Spike TV zu behalten. Spike TV stand für Wrestling und hatte die nötige Reichweite und das Standing.
Jetzt dümpelt man nach einem Zwischenspiel bei Destination America bei Pop herum, was zwar besser als nichts, aber zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel ist.

Vince Russo engagieren

Wer kam eigentlich auf diese hirnrissige Idee? Der Mann hatte eine kurzfristige Erfolgsphase bei WWF/WWE und hat danach so ziemlich alles in den Sand gesetzt und mehrfach bewiesen, dass Booking im Pro-Wrestling nicht so seins ist. TNA mit den Ideen und Konzepten, die schon zuvor krachend gescheitert sind – das musste schiefgehen. Mit Russo erhält man eben nur WCW reloaded und nicht Wrestling 3.0.

Vince Russo ein zweites Mal engagieren

Und hier sieht man auch mal, dass nur in der Mathematik Minus mal Minus Plus ergibt. Im Wrestling ergibt das einfach Scheiße hoch 2. Wie man sagt, ist Spike TV auch deshalb abgesprungen, weil Vince Russo heimlich doch wieder für TNA arbeitete. Vince Russo an Bord haben und den TV Deal verlieren – das ist, als ob man sich gleich zweimal in den Fuß schießt.

Hulk Hogan & Eric Bischoff ins Boot holen

Hogan war bis dato der größte Name im Geschäft, aber nur mit einem Namen allein füllst Du keine Hallen, schalten die Leute nicht ein und schließen auch keine Abos ab.
Der Hulkster hatte im Ring schon seit Jahren nichts mehr gerissen und würde auch nichts mehr reißen. Das war bekannt. Was also war der Plan von TNA? Was wollten sie mit der (unverschämt teuren) Verpflichtung des Hulksters bewirken? Der alte Mann konnte im Ring nicht annähernd das leisten, was zum damaligen Zeitpunkt TNA Standard war. Wie sollte dann dieser Wrestling-Invalide junge Talente rüberbringen, wenn der amerikanische Held nicht einmal einen Bump mehr nehmen kann? Zeigefinger, Hand-ans-Ohr, Legdrop? Und sonst? Seine „Ideen“ und sein „Wrestling-Sachverstand“ können es ja nicht gewesen sein – da ist soweit nicht viel vorhanden. Der weiß doch bis heute nicht, wie das in den 1980ern alles passieren konnte. Da kam dann wohl Bischoff ins Spiel, der seitdem als Ausführender Produzent bei TNA seine Brötchen verdient. Hogan war wohl nicht ohne Bischoff zu bekommen, was wohl noch aus deren gemeinsamen Zeit bei WCW herrührt. Bei WCW hatte Bischoff die ganzen Turner-Millionen als Backup und konnte Stars kaufen und Unsummen an Geld und Zeit in hirnrissige Storylines oder PPVs investieren. Bei TNA mussten viel kleinere Brötchen gebacken werden, viel kleinere! Und in Nullkommanichts ging der ganze Zauber flöten, Brother!

Als Hogan TNA im Jahr 2013 verlassen hatte, ging es der Firma schlechter als noch vor seiner Anstellung. Inzwischen ist er durch den Rassismus-Skandal eine persona non grata, hat sich aber im Zuge des Gawker-Prozesses nochmal richtig gesundgestoßen.

Jeff Jarrett und immer wieder Jarrett

Jeff Jarrett hatte auch nur Glück, dass er der Sohn seines Vaters ist (von daher viel Gemeinsamkeit mit Dixie Carter). Ohne das Geld von Jerry Jarrett wäre Jeff nur ein ganz normaler Wrestler im Roster bei TNA gewesen. Nun hätte er sich stattdessen unsterblich machen können, indem er (zusammen mit seine Vater) den Grundstein für TNA legte und als ernsthaften Konkurrenten zu WWE aufbaut, aber nein – es musste ja über Jahre die Hauptrolle sein!
Bei WWF/WWE und WCW hat es von der Ausstrahlung und vom Können her auch nur für die Midcard gereicht und das Leben in der oberen Midcard muss ja nicht das schlechteste sein, aber Double J sah sich nun mal als Main Eventer und Top-Carder. Das hat ihm dann auch den Job bei seinen vorigen Arbeitgebern gekostet. Man kann gar nicht abschätzen, um wieviele Jahre TNA in der Entwicklung zurückgeworfen wurde und was es hätte sein können, wenn sich Jarrett nicht ein Denkmal im Ring setzen wollte. Für die Heavyweights zu schmalbrüstig, für die X-Division zu untalentiert, von der Ausstrahlung ganz zu schweigen.

Konzentration auf alternde ex-WWE- und WCW Stars

Was Japan, USA und die Golfstaaten für den internationalen Profifussball waren, das war TNA für das Wrestlingbusiness. Ein Auffangbecken für alternde Stars, die es beim Branchenführer nicht mehr an die Spitze schafften aber bei TNA noch einmal gutes Geld verdienen konnten. Hulk Hogan, Sting, Kevin Nash, Scott Hall, Scott Steiner und auch Mastermind Jeff Jarrett standen viel zu oft im Rampenlicht und behinderten eine Entfaltung der wahren Talente.
Eine Ausnahme mache ich bei Kurt Angle, der egal wo er ist, Vollgas gibt.

Vernachlässigung der X-Division

Es gab einen wesentlichen Grund, bei TNA ein- und bei WWE abzuschalten. Die Rede ist von der großartigen X-Divison, die extrem talentierten Cruiserweights eine Chance gab, wo bei WWE gähnende Leere herrschte. AJ Styles, Christopher Daniels, Austin Aries, Jay Lethal und Co. haben regelmäßig ein Feuerwerk abgebrannt, wie man es lange nicht gesehen hatte. Dazu tolles Tag Team Wrestling und der achtseitige Ring.
Dummerweise kam irgendeiner aus der Chefetage auf die grandiose Idee, WWE damit zu bezwingen, dass man exakt die Leute einstellt, die WWE vorher aussortiert hatte (siehe: alternde ex-Stars). Die X-Division stand nicht mehr im Fokus und mit dem bisschen Geld mussten auf einmal andere Löcher gestopft werden. AJ Styles glänzt nun im SmackDown Ring, Samoa Joe mischt NXT auf und der Rest der alten Garde hat sich sonstwohin zerstreut.
Das glänzend aufgestellte Videoarchiv aus jenen glorreichen Zeiten ist bereits an WWE verscherbelt worden, womit Vince McMahon das bekommen hat, was ihn an TNA am meisten interessierte.

Vernachlässigung der Knockouts (Wrestlerinnen)

War die X-Division die eine Hälfte des Tafelsilbers, so waren die TNA Wrestlerinnen (Knockouts genannt) die andere Hälfte. Und als man bei TNA die X-Division zugunsten von Sting, Kevin Nash und Co. heruntergewirtschaftet hatte, blieben nur noch die Knockouts als Zugpferd. Und sie haben ihre Sache gut getan. Hervorragend sogar. Gail Kim, Awesome Kong, ODB, Mickie James … das war ernstzunehmendes Frauenwrestling, das man sich gern angeschaut hat. Nur zum Vergleich: WWE mühte sich parallel dazu mit Divas Search, Total Divas und den Bella Zwillingen ab.
Aber wie das oft der Fall ist: der Prophet zählt nichts im eigenen Land und so brachte sich TNA selbst um seine Aushänge-Division. Das Geld gab man eher für die Gehälter von Hogan und Co. aus und speiste seine weiblichen Stars mit Peanuts ab. Jemand der weiß, was er leistet und Wert ist, läßt das nicht lange mit sich machen, so dass die besseren Wrestlerinnen heute tatsächlich wieder bei WWE/NXT zu finden sind. So schnell kann sich das Blatt wenden.

Viele der aufgeführten Gründe und Symptome hängen voneinander ab und man kann sicher noch andere Punkte ergänzend anfügen, aber das Grundmuster ist leicht herauszuarbeiten. Der Fisch beginnt vom Kopf her zu stinken – hätte man nicht diese größenwahnsinnigen Egomanen als Verantwortliche in der Führungsetage gehabt, wären vermutlich viele Fehlentscheidungen so nicht getroffen worden. Verlust von Spike TV, Niedergang der Aushängeschilder X-Division und Knockouts und die andauernde Geiselnahme durch Dixie Carter, das kann keine Promotion auf Dauer verkraften.

Ich mochte TNA wirklich gern (als es noch cool war), aber mittlerweile hätte ein Verkauf oder die Zerschlagung der Promotion etwas Erlösendes. Da kann auch Broken Matt Hardy und Delete nichts dran ändern. Das betrachte ich ohnehin nur als Ausdruck einer gewissen Narrenfreiheit, die sonst nicht möglich wäre. Ob Billy Corgan den ganzen Laden übernimmt oder Vince nur auf einen günstigen Preis wartet – wer weiß das schon. Letzterer hat sich mit dem Videoarchiv und Styles/Samoa Joe ohnehin bereits die Rosinen herausgepickt.

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